VM – Abschlussreflexion

Die Schatzkiste ist ein sehr ungewöhnliches und bisher für mich sowohl an der HbK als auch an der Uni sehr einzigartiges Veranstaltungsformat.
In keinem anderen Seminar hatten wir so viel Freiraum: Wann wir arbeiten, mit wem wir arbeiten, wo, wie und vor allem was. In keinem anderen Seminar wusste man am Anfang so wenig über den weiteren Verlauf und das Endprodukt. Kein Seminar war so abwechslungsreich: Wir waren in Dudweiler, auf Teams, in Brebach und auf Google Meet. Und in keinem anderen Seminar hatte ich so intensiv mit den anderen KursteilnehmerInnen zu tun, dadurch, dass wir alle aufeinander angewiesen waren.
Ich habe eine für mich ganz neue Form von Teamarbeit kennen gelernt. Unser Projekt war keine Summe von gesammelten Einzelarbeiten, welche sich vielleicht sogar doppeln, wie es oft der Fall ist. Es war ein Produkt von verschiedenen Faktoren, die nicht unabhängig voneinander funktionieren konnten. Wir mussten durchgehend miteinander in Austausch stehen, was meine Organisations- und Kommunikationskompetenzen gefördert hat. Jeder einzelne war gefordert, seine eigenen Ideen einzubringen. Es war kaum möglich, in eine passive Arbeitrolle innerhalb der Gruppe zu verfallen.

Durch die Schatzkiste habe ich auf jeden Fall mein Vertrauen in mich selbst und die Kooperation im Team gestärkt. Ich hätte anfangs wirklich nicht erwartet, dass das alles so gut funktioniert; dass unterschiedliche Charaktere mit unterschiedlichen Ideen und Interessen so gut miteinander harmonieren und zielgerichtet arbeiten können, obwohl das Ziel stets relativ flexibel war.

Ein gut funktionierendes Chaos.

Ich bin wirklich froh, dass uns diese Gelegenheit durch Frau Delitala-Moeller geboten wurde und jeder im Team dazu bereit war, so viel Einsatz zu zeigen.

VM

Rückblick:
Bei dem ersten Mal an der Grundschule konnte ich leider nicht dabei sein, was sehr schade war, denn gerne wäre ich bei der Vorstellungsrunde dabei gewesen und hätte die Reaktionen der Kinder gesehen, als sie uns zum ersten Mal in Person sahen. Dennoch bin ich sehr froh für die anderen, dass das funktioniert hat.

Nun zum Finale:
Beim letzten Treffen bin ich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder an einer Schule, was für mich von großer Bedeutung ist. Das Gebäude, innen und außen sehr ähnlich wie bei den Schulen, an denen ich bisher war, wirft mich direkt zurück in die Vergangenheit. Auch der Klassenraum ist ähnlich aufgebaut wie die Klassenräume, in denen ich bisher war. Sofort falle ich wieder aus meinen idealisierten Vorstellungen hinunter auf den Boden der Tatsachen. In der Schatzkiste sowie vor allem im enstprechenden Theoriekurs in systemischer Pädagogik haben wir uns so weit von herkömmlichen Strukturen und Vorstellungen entfernt, dass ich ganz vergessen hatte, wie wenig sich in Wirklichkeit geändert hat. Während ich, vor allem im Laufe des Studiums, so viele neue Möglichkeiten und Alternativen gelernt habe und mich in vielerlei Hinsicht weiterentwickelt habe, erinnert mich diese Grundschule und dieser Klassensaal doch genau an meine eigenen. Ich weiß nicht, warum ich angenommen hatte, dass mit eigener, inneren Veränderung auch Veränderungen in der Außenwelt einhergehen sollten.
In diesen Gedanken versunken bin ich zunächst nur passiver Beobachter im Geschehen.
Aber genug von dieser Negativität, die Schatzkiste ist eine praktische Umsetzung dieser strukturellen Änderungswünsche und in dieser Hinsicht sehr motivierend.
Laura leitet die Klasse spielerisch an: Wir sitzen alle in einem Boot. Wortwörtlich, tatsächlich. Und wie eines der Kinder ergänzt: Und wir sind alle Meri!

Man merkt, wie die Kinder während der beiden Stunden, in denen wir da waren, stets gedanklich involviert waren: Langeweile, Unterforderung und ähnliches konnte ich nicht beobachten. Die Kinder wussten schließlich nie, was als nächstes kam, genauso wenig wie wir Studentinnen: Da ist man mal mit geschlossenen Augen am Zuhören, dann am gemeinsamen Basteln mit Pringelsdosen, dann stehen wir plötzlich draußen auf dem Hof Hand in Hand und formen ein großes Schiff. Und plötzlich hört man die Kinder rufen: „Ich bin stark! Ich bin klug! Ich bin schlau!“ Am Verhalten der Kinder lässt sich vermuten, dass zumindest ein Teil dieser Worte beim lauten Aussprechen verinnerlicht wurde.
Und so kann man mit einem Projekt den Kindern so viel mehr mitgeben als künstlerisch-technische Kompetenzen: Selbstvertrauen, Teamgeist, Fantasie, ein mentaler Ausflug mit dem Piratenschiff.

Ich bin stark überzeugt, dass die Schüler und Schülerinnen sich von der Geschichte mitreißen gelassen haben und die künstlerische Arbeit in Zusammenhang mit Meris Abenteuer genossen haben.

Letztendlich bin ich froh, dass ich an diesem Projekt teilhaben konnte und dass wir gemeinsam mit unseren vielen vielen Ideen etwas zustande bringen konnten, was Kinder begeistert.

Danke an Laura für dieses tolle Konzept!
Und an alle anderen natürlich für die tolle Zusammenarbeit!

VM

Es ist ein sehr seltsames Gefühl, sich gemeinsam in einem nicht-virtuellen Raum zu sehen. Zu sehen, wie groß die anderen in Wirklichkeit sind, was für Klamotten sie tragen. Laura Delitala-Möller kenne ich nun seit Beginn des letzten Winteresemesters, und solange haben wir uns noch nie gesehen.
Der Campus Dudweiler ist ein wenig versteckt, deshalb komme ich mal wieder zu spät. Die Lernwerkstatt ist schön. Vielleicht finde ich sie auch nur schön, weil es ein echter Raum ist. Weil ich schon seit anderthalb Jahren keine Veranstaltung in den Räumen der HbK hatte. Das hier ist zwar nicht die HbK, aber es ist ein kleines Atelier mit Material und Werkzeug und echten Fenstern, aus denen man rausschauen und rausklettern kann. Rausklettern, um einen Kaffee zu trinken, zum Beispiel. Gemeinsam einen Kaffee trinken und die anderen aus dem Kurs kennenlernen. Wir reden nicht viel und nicht ewig lange, aber es macht so viel aus. Hinter den Namen auf dem Bildschirm und den Gesichtern stecken nun mal echte Menschen, mit eigenen Persönlichkeiten.
Produktiv sind wir dann auch noch. Das kommt dann schließlich von ganz alleine.

VM

Wie wir uns mit den Lockerungen fühlen, ist die Frage zu Beginn. Im Gegensatz zu den meisten anderen Seminaren an der Uni stehen solche persönlichen Fragen hier oft im Fokus. Was ich sehr schön finde, denn oft geht es nur um das Abarbeiten von erforderlichen Leistungen und für den/die Dozent*in um das Abarbeiten von vorgegebenem Lernstoff. Dabei kann man voneinander so viel mehr lernen, als nur die Inhalte aus dem Modulhandbuch. Gerade in einem so sozialen Beruf wie dem der Lehrkraft.
Ich kann nicht leugnen, dass mich die fehlende Motivation der Kinder ein wenig überrascht hat; haben sie letztes Mal doch noch so motiviert gewirkt. Aber man kann es ihnen nicht verübeln. In Zeiten wie diesen hat man einfach so viel anderes im Kopf. Und als Kind sowieso umso mehr. Hoffentlich kriegen wir es hin, die Aufgaben und die Geschichte so zu gestalten, dass wir mehr Interesse wecken können.

VM

Wenn ich ehrlich bin, hat mich die letzte Sitzung ein wenig traurig gemacht. Natürlich war es schön zu sehen, dass unsere Geschichte endlich Zugang zu realen Zuhörern gefunden hat. Auch die Tatsache, dass die Kinder sie gegenüber dem normalen Unterricht vorziehen würden und bereits mit Freude die ein oder andere Aufgabe umgesetzt haben. Aber dennoch konnten wir kein einziges Gesicht auf dem kleinen Handybildschirm erkennen, haben keinen einzigen Namen gelernt und besonders lange konnten wir die gemalten Bilder der Kinder auch nicht sehen. Ich finde es sehr schade, dass wir seit einigen Semestern versuchen zu lernen, Lehrer*innen zu werden, ohne Kontakt zu Schüler*innen zu haben. Zum ersten Mal habe ich zumindest indirekt Kontakt. Aber dennoch, ohne Schüler*innen gibt es keine Lehrer*innen. Natürlich gab es keine andere Möglichkeit, aber traurig macht es mich trotzdem.

Nachtrag zur Sitzung davor:
Die allgemeine Vorfreude ist groß, als verkündet wird, dass wir eventuell nächste Woche die Schule besuchen werden. Auch die Skepsis. Und organisatorische Sorgen, weil man schließlich nicht mit Präsenzveranstaltungen geplant hat. Dennoch erhält unser ganzes Projekt auf einmal mehr Bezug zur Realität, und damit auch mehr Sinn; schließlich ist es wenig erfüllend, daran zu arbeiten, wenn man nie die Ergebnisse oder die Reaktionen der Kinder sieht. Ich bin gespannt.

VM

Als ich, etwas zu spät, dem letzten Seminar beitrete, merke ich schnell, wie weit das Projekt schon gekommen ist. In der Gruppe herrscht genug Dynamik, Motivation, Kreativität und Eigeninitiative, dass es auch gut zu funktionieren scheint, wenn mal jemand fehlt. Jeder von uns ist voller Potenzial. Für den weiteren Verlauf der Geschichte arbeiten wir zu dritt, anstatt nur zu zweit – weitaus weniger problematisch, als ich dachte, denn zu viele Köche verderben bekanntlich den Brei. Nicht hier. Nicht, wenn jeder bereit ist, sich einzubringen und Kompromisse zu finden.
Die ersten hochgeladenen Dateien zeugen von einem ersten grundlegenden Fundament unseres Weges. Diese werden, im Gegensatz zu unserem bisherigen Prozess, nicht mehr einem Hin-und-Her ausgesetzt werden können. Ab hier geht es nur noch gerade aus.

VM

Ist es gut so wie es ist, oder wäre es anders besser? Einige von uns sind verwirrt, andere sind zufrieden mit dem Hin und Her, welches wir momentan durchlaufen. So zielorientiert müssten wir am Anfang noch gar nicht sein, sagt Laura. Es ist ein kreatives Stadium der Exploration. Der Einstieg in die Geschichte ist soweit geschrieben und als Annabel ihn noch einmal vorliest, sehe ich ihn auf einmal aus einem ganz anderen Licht, als während unseres Schreibprozesses. Auf einmal klingt die Geschichte lebendig. Damit kann man arbeiten.

Sind die Interessebereiche, die die Inseln darstellen, zu einseitig? Wie Laura feststellt – Wir müssen auf das wichtige reduzieren. Also werden aus sechs Inseln nur noch drei, aber vielleicht ist es besser so, denn so kann man sich mehr auf die einzelnen Elemente konzentrieren. Arbeitet man an zu vielen Baustellen gleichzeitig, wird nie das gleiche Potenzial ausgeschöpft werden können, wie wenn man sich nur auf wenige fokussiert… Durch diese Reduzierung entstehen direkt neue Ideen. Verknüpfungen. Ich bin gespannt… Selbst wir Geschichtenschreiber wissen noch nicht, wie Meris Reise verlaufen wird…. Vielleicht ist es ganz gut, als Erzähler selbst noch nicht so ganz das Ende zu kennen. Wie ein Begleiter. Spannend.

VM

Es beginnt immer im Chaos. Dass sich daraus zwingend schrittweise, in Form eines linearen Prozesses, eine Ordnung entwickelt, ist ein Irrglaube; denn eher wie in mehreren Schleifen kehrt man immer wieder zu einem chaotischen Zustand zurück.

VM

Anfangs noch ohne jegliche Vorstellung vom Konzept der Schatzkiste, mit einem ganzen Dutzend von möglichen Bedeutungen im Kopf, klärte sich in dieser zweiten Sitzung nun endlich, woran wir in diesem Semester hier arbeiten werden. Doch auch dies geschah auf der Basis einer chaotischen Ideen- und Interessensammlung, welche erst mit der Zeit ein genaues Bild ergab. Auf die Frage nach den kreativen Tätigkeiten, die uns persönlich glücklich machen, ergaben sich vor allem eine Vielzahl von lockdown-konformen Hobbies wie Zeichnen, Musizieren, Gärtnern, Nähen und einiges mehr. Was zuerst wirkte wie ein zusammenhangsloses Durcheinander, wurde durch verschiedene kreative Ideen zu einem großen Ganzen: In Form einer Piratengeschichte werden die verschiedenen Aspekte sinnvoll und entlang eines roten Fadens miteinander verknüpft. Ich selbst bin wirklich fasziniert davon, wie wir es geschafft haben, die Stärken und Interessen jedes Einzelnen sinnvoll einzubinden.